Sie erreichen uns telefonisch:
Montag bis Donnerstag von 8:00 – 16:00 Uhr
Freitag von 8:00 – 12:30 Uhr
0351 / 6588875
Melden Sie sich bei Fragen direkt in der Geschäftsstelle.
Sie erreichen uns telefonisch:
Montag bis Donnerstag von 8:00 – 16:00 Uhr
Freitag von 8:00 – 12:30 Uhr
0351 / 6588875
Melden Sie sich bei Fragen direkt in der Geschäftsstelle.
Die Behandlung der Multiplen Sklerose baut auf drei wissenschaftlich fundierte Therapiesäulen:
Die drei Optionen werden in der Regel in Kombination miteinander angewendet, individuell auf den einzelnen Patienten zugeschnitten und in Abhängigkeit vom Krankheitsstadium möglicherweise unterschiedlich gewichtet.
Die Therapie-Empfehlung berücksichtigt das Krankheitsstadium, den Krankheitsverlauf, die vorherrschenden Krankheitszeichen, das Alter und Geschlecht, einen eventuellen Kinderwunsch und andere Erkrankungen des Patienten. Die Therapie wird daher immer wieder neu der aktuellen Situation des Patienten angepasst.
Therapie-Änderungen oder -Anpassungen ergeben sich darüber hinaus aus den Fortschritten der MS-Forschung, die neue Optionen bringt.
Die anerkannten MS-Therapien können durch sogenannte komplementäre – ergänzende – Verfahren unterstützt werden.
Einen kleinen Überblick über den Einsatz von Medikamenten innerhalb der veschiedenen Therapiesäulen finden Sie in dem folgenden Video.
Unter einem MS-Schub versteht man das erstmalige oder erneute Auftreten von Krankheitszeichen, die mehr als 24 Stunden anhalten, sich dann aber ganz oder teilweise zurückbilden.
Weitere Kriterien zur Diagnose eines akuten MS-Schubs sind:
bevorzugt Methylprednisolon, ein künstliches Glukokortikoid. Kortikoide (Kortison) sind Hormone der Nebennierenrinde.
z. B. Urbason.
Standardtherapie beim akuten MS-Schub, Zulassung gilt bei Überaktivität des Immunsystems.
intravenöse Infusion, üblicherweise in einer Dosierung von 1000 mg an drei aufeinander folgenden Tagen, stationär oder ambulant.
Glukokortikoide hemmen den Entzündungsprozess und das Immunsystem. Sie wirken direkt auf die beim MS-Schub vorliegende Störung der Blut-Hirn-Schranke ein.
starke Erkältung, Allergie gegen Methylprednisolon (hier können unter Umständen andere Glukokortikoide eingesetzt werden), ausgeprägte Magen-Darm-Geschwüre, ausgeprägte psychische Störungen, reaktivierbare Tuberkulose.
Magenbeschwerden, Übelkeit und Erbrechen, Unruhe und Schlafstörungen, psychische Störungen, Unverträglichkeitsreaktionen. Bei Diabetikern Gefahr von erhöhten/entgleisenden Blutzuckerwerten. Das Risiko eines epileptischen Anfalls kann bei Patienten, die dazu neigen, erhöht werden. Gleiches gilt für das Thrombose-Risiko, insbesondere für Patienten mit Paresen (Lähmungen).
Die hochdosierte Kortison-Stoß-Therapie wird allgemein als Standardtherapie des akuten MS-Schubs empfohlen. Sie wird üblicherweise an drei aufeinander folgenden Tagen morgens als intravenöse Infusion gegeben. Danach kann die Behandlung beendet werden; ein Ausschleichen mit Kortison-Tabletten ist in der Regel nicht notwendig. Bei ausgeprägten Symptomen, die sich nur unzureichend bessern, kann die dreitägige Kortison-Stoß-Therapie auf fünf Tage verlängert werden. Wenn sich nach zweiwöchiger Pause die Symptome immer noch nicht ausreichend zurückgebildet haben, kann die Therapie nach den aktuellen Empfehlungen der Multiple Sklerose Therapie Konsensus Gruppe wiederholt werden, und zwar mit einer Dosierung von bis zu 2000 mg über fünf Tage. Denn aus dem Tiermodell der MS ist bekannt, dass hohe Dosierungen zu einer rascheren und besseren Rückbildung der Krankheitserscheinungen führen können. Führt auch diese zweite Therapie nicht zum Erfolg, kann in besonders schweren Fällen (Lähmung mit Rollstuhlpflichtigkeit oder Sehnerv-Entzündung mit Blindheit) eine Plasmapherese (Blutwäsche) versucht werden.
Eine Dauertherapie mit Glukokortikoiden sollte wegen möglicher schwerwiegender, nicht rückgängig zu machender Nebenwirkungen vermieden werden. Zu diesen Nebenwirkungen können Bluthochdruck, Diabetes, Osteoporose, aseptische Knochennekrose (Zerstörung des Knochengewebes), Magengeschwüre, Thrombose, Wundheilungsstörungen, Hautschäden, Muskelerkrankungen und Erkrankungen des peripheren Nervensystems zählen.
DMSG Bundesverband e. V., letzte Aktualisierung: 22.09.2022
Option zur Behandlung des akuten MS-Schubs, wenn die Kortison-Stoß-Therapie nicht wirkt und die Gefahr besteht, dass zum Beispiel schwere Sehstörungen mit Blindheit oder Arm- bzw. Beinlähmungen bestehen bleiben (eskalierende Schubtherapie).
Die Behandlung erfolgt in der Regel stationär in einem MS-Zentrum über zehn Tage, kann im Ausnahmefall aber auch ambulant durchgeführt werden. Über die Hals- oder Armvene wird Blut aus dem Körper entnommen und in einer Zentrifuge das flüssige Plasma von den Blutzellen getrennt. Das Plasma wird ersetzt, entweder durch fremdes Plasma oder humanes Albumin, und dieses „gewaschene“ Blut wird dann dem Patienten wieder zugeführt. Dieser Vorgang dauert rund zwei bis vier Stunden und wird in der Regel wird fünfmal wiederholt, wobei zwischen den einzelnen Behandlungen jeweils ein Tag Pause liegen sollte.
Mit der Plasmapherese sollen aus dem Blut jene schädlichen Bestandteile entfernt werden, die zur Schädigung des Myelins beitragen.
Neben den Risiken, wie sie auch beim Blutspenden bestehen – kleiner Bluterguß, in sehr seltenen Fällen Nervenschädigung und Venenentzündung – können in selten Fällen Kreislaufreaktionen auftreten. Bei einem Teil der Patienten kommt es zu Nebenwirkungen durch das gerinnungshemmende Mittel, das dem Blut zugesetzt wird. Meistens wird die Blutwäsche aber sehr gut vertragen.
Die Therapie ist dann besonders erfolgversprechend, wenn sie innerhalb von vier bis spätestens sechs Wochen nach Beginn der Schubsymptome durchgeführt wird. Über die Erfolgsquote der Plasmapherese gibt es unterschiedliche Angaben. Die Angaben schwanken zwischen mehr als 40% (Mayo Clinic, USA mit bis zu 3 Monaten Intervall) und 70% (MS-Zentren Göttingen und Bochum). Nicht jeder MS-Patient spricht auf die Plasmapherese an. Eine bestimmte Subgruppe von MS-Patienten profitiert von der Plasmapherese im akuten Schub aber sehr gut. Bei dieser Patientengruppe fanden sich in den Herden Ablagerungen von löslichen Bestandteilen des Immunsystems, sogenannte Antikörper und Komplement. Dieser „Antikörper/Komplement“-Subtyp der MS stellt einen der vier Subtypen dar, die in den vergangenen Jahren bei Gewebeuntersuchungen nachgewiesen werden konnten. Die Bestimmung einer dieser vier Subtypen ist zurzeit nur mit einer Untersuchung von Hirngewebe möglich; sie ist noch nicht mit einfachen Tests im Blut oder in der Bildgebung von MS-Patienten darstellbar.
Für die langfristige Immuntherapie ist die Plasmapherese-Behandlung nicht geeignet. Albumin ist ein wasserlösliches Eiweiß (Protein), das hauptsächlich im Blutplasma vorkommt. Das Komplement sind Eiweiße, die im Immunsystem an der Abwehr von Mikroorganismen beteiligt sind, aber auch zellzerstörende Eigenschaften haben können.
DMSG Bundesverband e. V., letzte Aktualisierung: 13.09.2017
Die verlaufsmodifizierende Therapie dient im Gegensatz zur kurzfristigen Schubtherapie der langfristigen Behandlung der MS
Die Ursachen der MS sind bis heute nicht geklärt. Deshalb ist eine Heilung noch nicht möglich. Die MS-Therapie orientiert sich an den Fakten, die erforscht sind. Dazu gehört die Erkenntnis, dass das Immunsystem bei der typischen schubförmigen MS „aus der Rolle tanzt“. Deshalb zielt die langfristige Behandlung darauf ab, mit Hilfe verschiedener Mechanismen in das Immunsystem einzugreifen und somit vor allem Krankheitsschüben vorzubeugen.
In der Behandlung wird die Therapie des akuten Schubs (siehe dort) unterschieden von einer langfristigen verlaufsmodifizierende Therapie mit dem Ziel, die Schwere und Häufigkeit von Schüben zu verringern und damit das Ausmaß der fortschreitenden Behinderung günstig zu beeinflussen.
Zur verlaufsmodifizierenden Therapie der MS sind in Deutschland zurzeit
eine ganze Reihe von Wirkstoffen zugelassen. Diese Therapie beruht auf zwei Prinzipien: der Immunmodulation und der Immunsuppression, die in Abhängigkeit vom Schweregrad der Erkrankung eingesetzt werden.
Mit Hilfe eines Immunmodulators kann die Immunantwort im Körper beeinflusst und quasi umprogrammiert werden. Immunmodulatoren können z.B. Botenstoffe sein, die, therapeutisch eingesetzt, die Verständigung der Immunzellen untereinander beeinflussen. Immunmodulatoren bringen das Gleichgewicht zwischen immunstimulierenden und immundämpfenden Mechanismen wieder ins Lot, haben aber dabei keine Schwächung des Immunsystems zur Folge. Möglicherweise können sie auch helfen, den Wiederaufbau geschädigter Myelinhüllen zu fördern und Narben im Zentralen Nervensystem zu verhindern.
Die Immunsuppression ist im weiteren Sinn eine milde Form der Chemotherapie. Hier werden Immunzellen vorsichtig in ihrer Funktion unterdrückt, um damit die schädigende Attacke auf das Nervensystem zu verhindern. Immunsuppressiva können unspezifisch sein, d.h. mehr oder weniger alle Zellen des Immunsystems unterdrücken, oder aber spezifisch einzelne Bestandteile des körpereigenen Abwehrsystems hemmen.
Was ist bei der verlaufsmodifizierenden Therapie zu beachten?
Für einige Medikamente (Glatirameracetat und Interferone) hat die Erfahrung in der Behandlung gezeigt, je weiter fortgeschritten die Erkrankung ist, umso schwieriger ist es, den Verlauf der MS zu beeinflussen. Generell wird ein frühzeitiger Therapiebeginn empfohlen.
Bei allen Medikamenten der verlaufsmodifizierenden Therapie sind regelmäßige Kontrolluntersuchungen angeraten oder sogar vorgeschrieben. Bitte informieren Sie sich welche Untersuchungen vor, während und nach der Therapie speziell für Ihr Medikament nötig sind und in welchem zeitlichen Abstand diese gemacht werden. Ihr Arzt kann Ihnen diese Informationen geben bzw. finden Sie einen Überblick dazu auch in dem jeweiligen Patientenhandbuch.
Vor dem Wechsel der Medikation klären Sie bitte mit Ihrem Facharzt, ob und welche Auswaschphasen/Karenzzeiten vor Therapiebeginn mit einem neuen Medikament eingehalten werden müssen. Bitte achten Sie darauf, dass Sie einem Medikamentenwechsel nicht zustimmen, ohne diese Fragen ausreichend geklärt zu haben.
Jedes Medikament ist bei einem Therapiewechsel einzeln zu betrachten. Auch die Art der Folgetherapie hat einen Einfluss auf die Auswaschphasen/Karenzzeiten.
Hinweise dazu enthalten auch in den Patientenhandbücher der DMSG.
Mit der immunprophylaktischen Therapie sollen die Schubrate und die im MRT erkennbaren Herde verringert, das Fortschreiten der Behinderung aufgehalten und somit der Krankheitsverlauf stabilisiert werden.
In der Regel sind diese Therapieformen aber nicht geeignet, die bestehenden Symptome der Krankheit zu verbessern. Hierfür werden symptomatische Therapiemaßnahmen eingesetzt, für die es seit 2004 Empfehlungen der Multiple Sklerose Therapie Konsensus Gruppe (MSTKG) gibt, die fortlaufend aktualisiert werden.
Kaum eine andere Erkrankung von Hirn und Rückenmark äußert sich in so vielen verschiedenen Beschwerden wie die MS. Die Symptome können einzeln oder in Kombination auftreten; es können im Laufe der Jahre neue hinzukommen und bestehende verschwinden.
Die Möglichkeiten der Behandlung sind vielfältig. Sie umfassen medikamentöse und nicht-medikamentöse Maßnahmen. Immer wichtiger für die Therapie der MS wird die Rehabilitation, die als „intensivierte symptomatische Therapie“ betrachtet werden kann, und die erheblich zur Verbesserung der Lebensqualität beitragen kann.